Onkologie

Allianzen schmieden im Kampf gegen Lungenkrebs

Sensibilisierung für die Früherkennung von Lungenkrebs

5min
Kathrin Palder
Veröffentlicht am May 8, 2023
Das Lung Cancer Policy Network ist ein weltweites Netzwerk aus Industrievertreter*innen, Patientenorganisationen und führenden Krebs- und Lungenkrebsexpert*innen mit einem Ziel: Politische Entscheidungsträger*innen auf der ganzen Welt dazu zu bewegen, die Verbesserung der Überlebensrate bei Lungenkrebs ganz oben auf die politische Agenda zu heben. Siemens Healthineers hat sich dem Netzwerk angeschlossen, um eine umfassende Krebsversorgung zu fördern. In einem Interview erläutert Eleanor Wheeler, Associate Director of Research and Policy bei The Health Policy Partnership, dem Sekretariat des Lung Cancer Policy Networks, die Beweggründe für das Netzwerk und ihre Hoffnung, das Bewusstsein für die Früherkennung von Lungenkrebs weltweit zu schärfen.

Das 2021 gegründete Lung Cancer Policy Network zielt darauf ab, ein dauerhaftes, internationales, multidisziplinäres Bündnis von Interessenvertreter*innen zu schaffen, die sich dafür einsetzen, Lungenkrebs weltweit zu einer politischen Priorität zu machen, und dabei helfen, sinnvolle Veränderungen für Menschen mit einem Risiko an Lungenkrebs zu erkranken oder bereits erkrankt sind, voranzutreiben. 

Das Netzwerk wurde von der Lung Ambition Alliance (LAA) initiiert und trägt zu ihrem Ziel bei, die Überlebensrate bei Lungenkrebs bis 2025 zu verdoppeln, die Früherkennung von Lungenkrebs zu fördern und die Behandlungspfade für Menschen mit Lungenkrebs zu optimieren. Es handelt sich inzwischen um eine Initiative mit vielen Förderern und über 50 Mitgliedern aus 19 Ländern weltweit. Das Health Policy Partnership (eine auf Gesundheitspolitik spezialisierte Forschungseinrichtung) fungiert als Sekretariat des Netzwerks und ist für die Leitung und das Tagesgeschäft zuständig. 

Wir hoffen, dass die Tätigkeit des Netzwerks letztendlich zu einer früheren Erkennung von Lungenkrebs, besseren Behandlungsergebnissen und einer höheren Lebensqualität für die Betroffenen führen wird.


Eleanor Wheeler

Die Stärke des Netzwerks liegt darin, dass wir Expert*innen aus der ganzen Welt zusammenbringen, die alle dasselbe Ziel verfolgen. Dank der Vielfalt an Erfahrungen und Fachkenntnissen innerhalb des Netzwerks arbeiten Mitglieder*innen aus Industrie, von Patientenorganisationen, aus dem akademischen Bereich und aus der klinischen Praxis zusammen, um Best-Practices auszutauschen. Wir sind überzeugt, dass Siemens Healthineers mit seiner Erfahrung in der globalen Innovation, seinem Schwerpunkt auf der Früherkennung von Lungenkrebs, der Lungenkrebsvorsorge und der verbesserten Versorgung von Lungenkrebs einen reichen Schatz an Wissen in das Netzwerk einbringen wird.
Lungenkrebs 5-Jahres-Überlebensrate
Der Schwerpunkt des Netzwerks liegt auf dem Austausch von Erkenntnissen und der Kollaboration durch Zusammenführung unterschiedlicher Informationen zu Best-Practices. Bisher hat sich das Netzwerk auf die Einführung von Lungenkrebs-Screening mittels Niedrigdosis-Computertomographie (Low-Dose Computed Tomography, LDCT) konzentriert, um eine bessere Früherkennung zu erreichen. Im Jahr 2023 weitet das Netzwerk seinen Schwerpunkt auf die Optimierung der Behandlungspfade für Lungenkrebs aus. Dies ist eine wichtige Entwicklung, da erwartet wird, dass sich die Gesundheitssysteme aufgrund der zunehmenden Lungenkrebsvorsorge und der damit verbundenen Stadienverschiebung verändern und weiterentwickeln müssen.
Lungenkrebsscreening könnte dazu beitragen, die Überlebensrate zu verbessern.

Im Jahr 2022 veröffentlichte das Netzwerk seine interaktive Karte zur Umsetzung des LDCT-Screenings, in der die Umsetzungsforschung aus der ganzen Welt in einer leicht navigierbaren Ressource zusammengefasst ist. Die Forschungsergebnisse für diese Karte und die vielen Fallstudien über bewährte Verfahren bei der Umsetzung flossen in die Veröffentlichung des ersten Berichts des Netzwerks ein: Lungenkrebs-Screening: Lernen aus der Umsetzung. Vor kurzem, im März 2023, haben wir ein Implementierungs-Toolkit herausgebracht, um diejenigen zu unterstützen, die an der Planung von Lungenkrebs-Screening-Programmen auf der ganzen Welt beteiligt sind. Für die kommenden Monate sind in diesem Zusammenhang und in anderen Bereichen, auf die sich das Netzwerk konzentriert, interessante Aktivitäten geplant.

Wir befinden uns an einem interessanten Punkt: Die EU-Leitlinien für die Früherkennung von Lungenkrebs haben sich Ende 2022 geändert und eine Reihe von Ländern hat entweder ein LDCT-Screening eingeführt oder sich offiziell verpflichtet, es einzuführen. Ich denke, einige der Herausforderungen bestehen zum einen darin, sicherzustellen, dass andere Länder, in denen ein Screening mit Niedrigdosis-CT möglich ist, auf diesen Zug aufspringen. Zum anderen geht es darum, Hindernisse wie etwa Bedenken hinsichtlich der technischen oder personellen Kapazitäten auszuräumen, aber auch sicherzustellen, dass die wichtigsten Bevölkerungsgruppen für das Screening gewonnen werden. Wir unterstützen dies durch unseren neuen Umsetzungsrahmen, der es Anwender*innen ermöglichen wird, die Umsetzung solide zu planen und potenzielle Hindernisse frühzeitig zu erkennen. Das wird ihnen auch dabei helfen, politische Entscheidungsträger mit deutlichen und gut belegten Fragen zu konfrontieren. 

Das Netzwerk fördert außerdem die internationale Zusammenarbeit und entwickelt konsensbasierte Erkenntnisse und Botschaften. Wir hoffen, dass dieser systematische Ansatz für Klarheit sorgen wird, und dass wir durch die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Organisationen eine Verstärkung unserer Botschaften an unser politisches Publikum erreichen können.

Die Mitglieder*innen des Netzwerks sind Multitasking-Profis und schaffen es irgendwie, ihre tägliche Arbeit mit umfangreichem zusätzlichem Engagement auf dem Gebiet von Lungenkrebs unter einen Hut zu bringen. Wir freuen uns, dass wir wirklich fantastische Expert*innen im Netzwerk haben, deren Tatkraft und Engagement unvergleichlich ist: Obwohl alle ihre Zeit unentgeltlich zur Verfügung stellen, tun sie dies unglaublich großzügig, vereint durch unser gemeinsames Ziel, und wir sind privilegiert, dass sie sich so bereitwillig an den Aktivitäten des Netzwerks beteiligen.

Der Idealfall ist, dass Lungenkrebs im Stadium I erkannt und diagnostiziert wird, um das Potenzial für eine Behandlung zu maximieren. Der Wandel, den wir in den nächsten fünf Jahren brauchen und auf den sich das Netzwerk konzentriert, besteht darin, das Bewusstsein für die enormen potenziellen Vorteile einer Früherkennung durch Screening zu schärfen. Wir ermutigen Regierungen dazu, in Gesundheitssystemen zu denken. So können Versorgungspfade geschaffen werden, die Prävention und Screening einschließen und eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten können. Dazu gehört eine optimale Verwaltung von Ressourcen und Kapazitäten. 

Eine Veränderung, die wir brauchen, ist die Entstigmatisierung von Lungenkrebs, und es ist gut zu sehen, dass auch die Rolle, die Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung für ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko spielen, zunehmend anerkannt wird. 

Das Netzwerk spielt eine einzigartige Rolle, indem es Stakeholder*innen aus der ganzen Welt mit hochgradig relevantem Fachwissen zusammenbringt, um solide Erkenntnisse zu entwickeln. Diese können wiederum von denjenigen genutzt werden, die sich für Lungenkrebs einsetzen wollen, und dabei helfen, politische Entscheidungsträger über bewährte Verfahren zu informieren. Das Netzwerk liefert die Evidenzbasis, um Maßnahmen zu beschleunigen. Und ich denke, dass die Dynamik, die das Netzwerk bereits in den ersten zwei Jahren aufgebaut hat, noch zunehmen wird, wenn wir jetzt und in Zukunft darauf aufbauen.


Von Kathrin Palder

Kathrin Palder ist Redakteurin bei Siemens Healthineers.