Nachhaltigkeit

Chancen in der Krise

Wie können Krankenhäuser langfristig Energie sparen?
Julia Donhauser-Bach
Veröffentlicht am February 27, 2023

Gesundheitsversorger spielen seit jeher eine wichtige soziale Rollesind sie es doch, die uns im Krankheitsfall versorgen. Neben zahlreichen Herausforderungen, die der Sektor bewältigen muss – Fachkräftemangel, Kostendruck, Energiekrise – treten nun auch dessen Auswirkungen auf die Umwelt zunehmend in den Fokus.

Wäre die Gesundheitsbranche ein Land, wäre es der fünftgrößte Treibhausgasemittent der Welt. So wird auch sie dazu aufgefordert, ihren Beitrag zum Pariser Klimaabkommen zu leisten.1

Der Druck ist groß: Eine ressourcenschonende Zukunftsausrichtung spielt auch für Investor*innen oder Mitarbeitende eine immer größere Rolle. Der Medizinsektor muss sich anpassen – was Chancen für positive Veränderungen bieten kann.

Politische Krisen und Naturkatastrophen münden in Kombination mit vielen anderen Faktoren in eine Energieknappheit beträchtlichen Ausmaßes. Das Angebot reguliert die Nachfrage – deshalb belasten steigende Energiekosten nicht nur die Nebenkosten privater Haushalte, sondern verschärfen auch den Kostendruck auf Gesundheitsversorger. So verdoppelten sich beispielsweise die Gas- und Stromkosten innerhalb der letzten zwei Jahre im Universitätsklinikum Ziekenhuis in Brüssel, Belgien.2

Es müssen Lösungen gefunden werden, um ad hoc, aber auch langfristig Energie einzusparen. Das Gute: Jede gesparte Kilowattstunde senkt nicht nur Kosten, sondern auch Emissionen.

Der Energieverbrauch der Radiologie schlägt mit etwa 7,5 Prozent am Gesamtverbrauch einer Klinik zu Buche.3 Hier stehen die Großgeräte, wie Magnetresonanztomographen (MRT) und Computertomographen (CT), die sehr viel Energie verbrauchen. Doch auch hier gibt es verschiedene Stellschrauben, um die Energieeffizienz zu erhöhen.

Möglichkeiten, den Energieverbrauch in der Radiologie zu reduzieren

Klinikbetreiber stehen vor der Herausforderung, dass nicht genügend Daten zu ihrem Ressourcenverbrauch vorliegen. Da fällt es schwer, das Optimierungs- und Einsparpotential direkt erkennen zu können. Dabei hakt es nicht nur an den fehlenden Daten, sondern auch an der Auswertungsmöglichkeit. Hier wird die Digitalisierung in Zukunft einen weitreichenden Beitrag zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen leisten. In Kombination mit künstlicher Intelligenz werden Informationen gesammelt, ausgewertet und zur Prozessoptimierung herangezogen. Im konkreten Fall der Radiologie geht es um das Sammeln von Daten rund um Systemeinsätze und Auslastung. Diese Daten können mithilfe eines Tools ausgewertet werden, um den Ressourceneinsatz zu optimieren. Beispielsweise können so unnötige Leerlaufzeiten aufgedeckt, oder Vergleiche mit dem Benchmark aufgestellt werden, um erkennen zu können, inwieweit Untersuchungen bei gleicher Qualität verkürzt werden könnten. Das spart Energie und gleichzeitig Emissionen.



Doch geht es um weit mehr als reine Energieersparnis. Gesundheitsversorger brauchen ein ganzheitliches Konzept, um sich resilient aufstellen zu können. Die großen Chancen bestehen darin, sich durch bestimmte Maßnahmen gleich mehrere Herausforderungen stellen zu können. Die Total-Cost-of-Ownership-Analyse für neue Investitionen wird wohl in Zukunft auch Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, wie den Einsatz von erneuerbaren Energien. Investieren Klinikbetreiber etwa in die autarke Energieversorgung oder setzen beim Einkauf von Energie auf dezentrale erneuerbare Energien, stabilisiert das nicht nur ihre langfristigen Kosten, sondern senkt ihre Emissionsbilanz und Abhängigkeit von Energielieferungen.4

Ein weiterer Hebel kann der verstärkte Fokus auf die Kreislaufwirtschaft sein. Diese verfolgt klar das Ziel, ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Ressourcenschutz herzustellen. Dabei beschränkt sie sich bei der Nutzung von Primärrohstoffen auf ein unvermeidbares Minimum und dehnt Produktlebenszyklen, um die Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf zu halten. Sollte ein Produkt oder eine Komponente das Zyklusende erreichen, markiert dies gleichzeitig den Beginn eines neuen Zyklus.

Für eine radiologische Abteilung bedeutet das etwa, sich bereits bei der Investition für ein System zu entscheiden, dessen Lebenszyklus sich durch Updates und Upgrades deutlich verlängern lässt. Eine weitere Option sind wiederaufbereitete Geräte. Sie haben den Vorteil, dass sie sowohl kosteneffizient als auch ressourcenschonend sind. Das senkt den CO2-Fußabdruck des gesamten Produkts und damit auch die Emissionsbilanz der Kliniken.

Gesundheitsversorger stehen gerade vor einer großen Umwälzung. Durch ganzheitliche Konzepte, Innovationen und starke Partnerschaften kann die Transformation hin zu einer ressourcenschonenden sowie resilienter Gesundheitsversorgung gelingen.

Von Julia Donhauser-Bach

Julia Donhauser-Bach ist Redakteurin bei Siemens Healthineers.