Nachhaltigkeit

Ein zweites Leben für medizinische Systeme

Wie aufbereitete medizinische Systeme Ressourcen schonen, den Zugang zu Bildgebung ermöglichen und zu einer besseren Patientenversorgung beitragen.

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Veröffentlicht am 5. August 2021

In jedem produzierten Gut stecken nicht nur der Innovationsgeist der Entwicklerinnen und Entwickler, sondern auch wertvolle Ressourcen, Rohstoffe und Arbeit. Genau deshalb ist es wichtig, Produkte so lange wie möglich zu erhalten – das gilt auch für medizinische Systeme. Der technologische und medizinische Fortschritt – gerade in Kombination – macht es für Kunden jedoch manchmal unabdingbar, in ein neues Gerät zu investieren, um den größer werdenden Herausforderungen im Klinikalltag begegnen zu können. Das jedoch bedeutet noch lange nicht das Aus für Vorgängermodelle. Siemens Healthineers kauft diese unter bestimmten Voraussetzungen zurück, haucht ihnen neues Leben ein und bringt sie dann kostengünstiger wieder auf den Markt. Das ist nicht nur ressourcenschonend, sondern ermöglicht auch weniger kaufkraftstarken Regionen den Zugang zu erschwinglichen Top-Systemen.

Techiman, a relatively small regional capital, is located on Ghana’s main south-north axis.

Das Holy Family Hospital in Techiman behandelt jedes Jahr rund 10 000 dieser Fälle. "Viele von ihnen erleiden schweren Traumata", sagt Krankenhausverwalter Christopher Akanbobnaab. Doch es sind vor allem diese schweren Fälle, die in Techiman bisher nicht diagnostiziert werden konnten. Sie mussten in das drei Stunden entfernte Krankenhaus in Kumasi im Süden überwiesen werden – ein Weg, den viele Patienten nicht überlebten. Diejenigen, die es schafften und behandelt werden konnte, blieben oft mit hohen Schulden zurück, denn die Kosten für den Krankenwagen sind hoch.

Eine Lösung musste gefunden werden. Mit tatkräftiger und finanzieller Unterstützung der German Rotary Volunteer Doctors (GRVD), verschiedener Rotary Chapters sowie Rotary Deutschland und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) baute das Krankenhaus 2017 eine neue Notaufnahme mit verbesserter Infrastruktur samt einer neuen Intensivstation. Die Radiologie folgte einige Monate später und wurde um den 16-Schicht-Computertomographie-Scanner (CT) SOMATOM Emotion 16 eco erweitert – ein System, welches dringend gebraucht wird, um die Patienten umfassend diagnostizieren und zielgerichtet behandeln zu können.

Diese verbesserte Notfallinfrastruktur ermöglicht es nun, deutlich mehr Patienten schnell und direkt vor Ort zu versorgen. Ein solcher Scanner stellt eine hohe Investition dar, gerade für ein kleineres Krankenhaus. Dieser Computertomograph jedoch gehört zu einem besonderen Produktportfolio bei Siemens Healthineers: dem ecoline Portfolio – State-of-the-Art-Technologie trifft auf ein bereits genutztes System.

Es handelt sich hierbei um einen aufbereiteten Computertomographen – ein „refurbished system“. Bereits genutzte Geräte von Kunden werden unter bestimmten Voraussetzungen von Siemens Healthineers zurückgekauft und umfassend aufbereitet. So können sie als ecoline Systeme wieder einem neuen Kunden angeboten werden. Die Aufarbeitung übernimmt Industrieelektronikerin Stefanie Schmidt sowie ihre Kolleginnen und Kollegen.

Kommt ein bereits verwendetes Gerät wieder zurück in die Fertigung, überprüft sie es gründlich, entscheidet, welche Bauteile wieder weiterverwendet werden können und bestellt je nach Kundenauftrag die Ersatzteile. Dann wird es generalüberholt. „Einige Teile können mit großer Wahrscheinlichkeit direkt wiederverwertet werden. So beispielsweise der Rahmen der Gantry, der Metallring im Inneren des CTs auf dem alle Komponenten montiert werden und auf dem sich beim Scannen letztendlich die eingebaute Röntgenröhre um den Patienten dreht. Da das natürlich nicht auf alle Ersatzteile zutrifft, wollen wir unbedingt jene mit langer Lebensdauer auch genauso lange verwenden“, erklärt Schmidt.

Sobald ein Kundenauftrag für ein aufgearbeitetes Gerät vorliegt, werden die zurück gekauften Scanner zuerst gereinigt und desinfiziert und kommen anschließend zur Aufarbeitung in die Fertigung. Die Systeme durchlaufen die Vor- und Endprüfung und absolvieren damit die gleichen Stationen wie Neugeräte.

„Ich finde das großartig“, sagt Schmidt, „für mich ist das auch ein Umweltthema. Alle darin verarbeiteten Rohstoffe sind wertvoll, weshalb wir mit den vorhandenen Ressourcen sorgsam umgehen sollten. In diesem Sinne suchen wir stets nach Möglichkeiten, Komponenten wiederzuverwenden oder zu recyclen.“
Stefanie Schmidt from Siemens Healthineers takes care of the refurbishment of medical imaging systems.
Viele der Bauteile und Materialien können ein weiteres Mal genutzt werden – entweder im selben Gerät, das für einen neuen Kunden aufgearbeitet wird, oder in anderen Systemen. Auch wiederverwendete Bauteile und Komponenten werden, wann immer notwendig, aufbereitet. „Was gar keine Verwendung mehr findet wird recycelt. Dieser Materialkreislauf bietet so Vorteile für unsere Kunden, deren Patienten und für die Umwelt gleichermaßen.“

„Die aufgearbeiteten Geräte sind wie neu“, erklärt Verena Schön, Leiterin der Business Line Installed Base Development. „Durch das kostengünstigere Angebot können wir auch Gegenden mit weniger Kaufkraft mit hochqualitativer Medizintechnik versorgen.“ Das komme am Ende den Patienten zugute.

Dieser kreislaufwirtschaftliche Ansatz ermöglicht einen sparsamen Umgang mit Ressourcen, um sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch zu arbeiten. Genau das trifft auch im Holy Family Hospital in Ghana zu. Durch das Refurbishment des dortigen CTs konnten etwa 1 405 Kilogramm Material – etwa 76 Prozent des Gesamtgewichtes des Geräts – wiederverwendet und damit 18 283 Kilogramm CO2 eingespart werden.1 Das entspricht einer Auto-Strecke von über 90 000 Kilometern.

5-stufiger Qualitätsprozess für ecoline Systeme von Siemens Healthineers