Kardiologie

Herzgesundheit: Topfit und zugleich in Lebensgefahr

„Ich hatte ein Riesenglück“, sagt Frank – und er spricht dabei nicht von einem Casinobesuch, sondern von einer lebensrettenden Vorsorgeuntersuchung.
5min
Andrea Lutz
Veröffentlicht am 18. Februar 2022

Frank ist Unternehmer, zweifacher Vater, leidenschaftlicher Ausdauersportler. Er sagt: „Ich fühle mich wie 30.“ In Franks Ausweis steht allerdings ein Geburtsjahr, das Ärzt*innen aufhorchen lässt: 1969. Es lohnt sich, genau hinzusehen – auch wenn Patient*innen im 52. Lebensjahr topfit erscheinen.

In diesem Video erzählt Frank seine Geschichte und wie dankbar er ist, dass ihn sein Freund zur Untersuchung gedrängt hat.
Bei Vorsorgeuntersuchungen beurteilen Ärzt*innen zunächst die klassischen Risikofaktoren für gewisse Erkrankungen. Für koronare Herzkrankheit sind das Alter, Bluthochdruck, ein hoher Cholesterinspiegel und Rauchen. Diese Faktoren ergeben ein Risikoprofil, das aber nicht unbedingt bei jeder Person vorhanden sein muss, die einen Herzinfarkt erleidet. Liegen diese Faktoren nicht vor, werden Hochrisikopatient*innen nicht sicher erkannt.

Allein dem Drängen eines guten Freundes hat Frank H. (Name geändert) es zu verdanken, dass er heute noch am Leben ist: „Geh zur Vorsorge“, mahnte der Kumpel, der sich selbst vor Kurzem einem Herzkathetereingriff unterziehen musste. Frank wartete ab: „Ich fühlte mich energiegeladen. Für mich gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Ich rauche nicht, ernähre mich gesund und treibe intensiv Sport, in meiner Familie gibt es keine erbliche Vorbelastung.“ Weil der Freund nicht lockerließ, vereinbarte Frank endlich einen Termin zum Cardio Check-up am Cardioangiologischen Centrum Bethanien (CCB) in Frankfurt am Main.

Das CCB ordnete eine Reihe von Routineuntersuchungen an, darunter ein Belastungs-EKG, ein Herzecho und labordiagnostische Untersuchungen. Das Belastungs-EKG zeigte unspezifische ST-Abweichungen in den inferioren Ableitungen. Daher ordneten die Ärzte auch eine CT-Untersuchung der Herzkranzgefäße an, bei der Koronarkalk festgestellt wurde – ein Anzeichen für Atherosklerose der Herzkranzgefäße. Zusätzlich wurde eine CT-Angiographie (CCTA) durchgeführt, die eine 90%-ige Stenose der rechten Koronararterie (RCA) aufwies. Diese Ergebnisse waren ein Schock für Frank. Die klinischen CT-Bilder zeigten eine Verkalkung der Koronararterien sowie eine Stenose.
Das EKG registriert 12 Ableitungen. Anhand dieser werden die elektrischen Erregung im Herzen lokalisiert, aber auch Abweichungen erkannt.
Eine CCTA mit einer subtotalen Stenose der rechten Koronararterie.
Eine CCTA mit einer subtotalen Stenose der rechten Koronararterie.
„Für mich war das ein immenser Schlag und laut den Ärzten musste sehr schnell gehandelt werden“, sagt Frank. Er wurde ins Katheterlabor verlegt, wo eine invasive Koronarangiographie die CT-Befunde bestätigen. Frank unterzog sich sofort einer erfolgreichen Koronarintervention, bei der zwei Stents eingesetzt wurden. Durch den Eingriff wurde der koronare Blutfluss zum Herzmuskel wiederhergestellt. Der Eingriff verlief reibungslos und Frank wurde schon einen Tag später entlassen. Er wollte schnell zurück in seinen Alltag starten. Und tatsächlich konnte der Unternehmer 24 Stunden nach dem Eingriff seine Druckerei betreten, als sei nichts gewesen.
Ein Stent ist ein Gittergerüst aus Kunstfasern oder Metall. Der Einsatz einer solchen Gefäßstütze erfolgt, um Arterien zu dehnen und offen zu halten. So wird die Durchblutung gesichert.
„Warum ich von der Verengung der Herzkranzgefäße nichts gemerkt habe, ist mir unbegreiflich,“ sagt Frank. Heute vermutet der Leistungssportler, dass das, was er für einen Muskelkater nach dem Gewichtheben gehalten hatte, ein schmerzhaftes Anzeichen der blockierten Herzkranzgefäße gewesen sein könnte. „Aber ich habe das dem Problem nicht zugeordnet. Als ich die Bilder von meinen verengten Arterien gesehen habe, war ich fassungslos,“ erinnert sich Frank. Schlussendlich gibt es ein Happy End für den Familienvater. Tests auf seltene Risikofaktoren wie Lipoprotein A zeigten keine Pathologien. 
Für den Patienten war es in diesem Fall sicherlich von Vorteil, dass er sehr leistungsfähig war – und dennoch war viel Glück im Spiel. Und dieses Glück weiß Frank für sich zu nutzen: „Im mache ein Nachsorgeprogramm und lasse jetzt auch die anderen Organe regelmäßig checken. Die Aufmerksamkeit für das Thema ist höher geworden und heute motiviere ich auch meine Freund*innen zum Check-up. Ich schätze mich glücklich, dass ich meinen gesunden Lebensstil beibehalten und weiterhin Sport treiben kann.“

Sterblichkeit aufgrund von Herzinfarkten ist rückläufig 
Koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der Herz-Kreislauferkrankungen (CVD), die weltweit die häufigste Todesursache sind und jedes Jahr schätzungsweise 17,9 Millionen Menschenleben fordern.1 Durch eine Früherkennung, die wie bei Frank bereits in der beschwerdefreien Entstehungsphase einer Herzgefäßerkrankung ansetzt, könnten viele Sterbefälle verhindert werden.2 Und es gibt auch schon gute Nachrichten: Zwar sind Herz-Kreislauferkrankungen nach wie vor Todesursache Nummer eins weltweit, die Sterblichkeit aufgrund von Herzinfarkten ist jedoch rückläufig.3 Als Gründe dafür werden Fortschritte in Diagnostik und Therapie genannt. Und die Möglichkeiten von Innovationen in der Herzmedizin sind noch lange nicht ausgeschöpft.


Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.