Nachhaltigkeit

Weniger Stromverbrauch in der MRT – in drei Schritten

Unter den modernen bildgebenden Verfahren ist die Magnetresonanztomographie (MRT) wohl die energieintensive Technologie in der klinischen Routine. Um in seinen MRT-Abteilungen Strom zu sparen, verfolgte ein Netzwerk von Radiologiepraxen einen dreistufigen Ansatz.

3min
Doris Pischitz
Veröffentlicht am February 26, 2024

Wäre die Gesundheitsbranche ein Land, wäre sie der fünftgrößte Treibhausgasemittent der Welt [1]. In radiologischen Praxen können allein die bildgebenden Geräte mehr als 19 Prozent der Energiekosten ausmachen [2].


Portrait photo of Prof. Mike Notohamiprodjo, MD, Managing Director, DIE RADIOLOGIE, Munich, Germany

Als erste Sofortmaßnahme hat DIE RADIOLOGIE viele Protokolle verkürzt, ohne jedoch die Patient*innenversorgung zu beeinträchtigen. MRT verbraucht umso mehr Energie, je länger die Scanzeit ist [3]. Es wurde ein eigens zur Senkung des Stromverbrauchs entwickelter „Eco“-Protokollsatz mit häufig verwendeten Protokollen implementiert. Vor allem bei muskuloskelettalen Scans, die einen Großteil der Untersuchungen ausmachen, verkürzte das Netzwerk seine Scanzeiten durch Optimierung der Messprotokolle pro Sequenz um 30 Sekunden bis eine Minute. Diese Zeitersparnis spart unmittelbar Strom ein und ermöglicht einen höheren Durchsatz von Patient*innen.
DIE RADIOLOGIE führte zusammen mit Siemens Healthineers eine Analyse ihrer installierten Basis durch und begann dann, den softwarebasierten <a href="Eco%20Power%20Mode">Eco Power Mode</a> zur Optimierung der Kühlzyklen ihrer Systeme zu nutzen. Der Eco Power Mode senkt den Stromverbrauch des MRT-Systems, wenn das System im Standby-Modus oder ganz ausgeschaltet ist. Zwischen 60 und 70 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs eines MRT-Systems entfallen auf die Kühlung des Magneten. Das ist aber nicht nötig, wenn das System nicht in Betrieb ist<sup>1</sup>, wie etwa nachts oder an Wochenenden. Eine genaue Überwachung der Heliumwerte zeigte, dass diese durch die Kompressorzyklen nicht beeinträchtigt wurde. Der Energieverbrauch während der Leerlaufzeiten pro Scanner sank aber um 30 Prozent jährlich. Das entspricht dem Stromverbrauch von vier Zwei-Personen-Haushalten.

Die MRT spielt eine wesentliche Rolle bei der Diagnose zahlreicher Krankheiten und unterstützt Mediziner*innen auf der ganzen Welt bei der täglichen Betreuung ihrer Patient*innen. Uns ist bewusst, dass die MRT zu den energieintensivsten Modalitäten in der Radiologie gehört. Deshalb sehen wir uns bei Siemens Healthineers in der Verantwortung, technologische Lösungen anzubieten, die den ökologischen Fußabdruck in der MRT verringern und zu einer nachhaltigeren Zukunft im Gesundheitswesen beitragen.

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Portrait photo of Prof. Mike Notohamiprodjo, MD, Managing Director, DIE RADIOLOGIE, Munich, Germany

Um noch weitere Zeiteinsparungen bei den Protokollen zu erzielen, wurde schließlich künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Die auf Deep Learning basierenden Algorithmen von <a href="https://www.siemens-healthineers.com/de/magnetic-resonance-imaging/technologies-and-innovations/deep-resolve" target="_blank">Deep Resolve</a> Boost verkürzen Messzeiten, verbessern die Bildqualität und überwinden damit auch die Zielkonflikte des „heiligen Dreiecks“ aus Zeit, Signal-Rausch-Verhältnis und Auflösung. Zur Bewertung der Ergebnisse zog DIE RADIOLOGIE exemplarisch eines ihrer MAGNETOM Sola Systeme heran. Sie maß erneut den Energieverbrauch und untersuchte gemeinsam mit Siemens Healthineers die Protokolle sowie die Scanzeit im Verhältnis zum Stromverbrauch. So konnten die Messzeiten noch weiter verkürzt und die <a href="Matrix">Matrix</a> im Vergleich zu den zuvor optimierten Protokollen vergrößert werden, was für noch bessere Bildqualität sorgte.
Die Matrix ist das Pixelgitter, aus dem das Bild besteht. Je größer die Matrix, desto mehr Pixel hat das Bild. Weil sich mehr Pixel im selben Sichtfeld befinden, ist jedes Pixel kleiner und die resultierende Auflösung entsprechend höher.
Zusammen führten die Auswertung der installierten Scanner und verkürzte Protokolle, Eco Power Mode und KI-gestützte Bildverarbeitung zu einer deutlichen Stromersparnis bei besserer Bildqualität und höherem Durchsatz von Patient*innen. DIE RADIOLOGIE evaluiert derzeit die Größe ihrer Flotte und geht davon aus, dass sie auf jedem Scanner mehr Untersuchungen durchführen wird. Die Umsetzung aller Maßnahmen in der gesamten installierten Basis von 12 MRT-Systemen von Siemens Healthineers führt zu jährlichen Kosteneinsparungen von 250.000 Euro und einer beeindruckenden CO2-Einsparung von 216 Tonnen. Das entspricht 17 Zwei-Personen-Haushalten.

Von Doris Pischitz
Doris Pischitz ist Redakteurin in der Unternehmenskommunikation bei Siemens Healthineers. Das Team ist spezialisiert auf Themen rund um Gesundheit, Medizintechnik, Krankheitsbilder und Digitalisierung.