COVID-19

CT-Reparatur im ruralen Brasilien: Kein leichter Tripp

Lesen Sie, wie ein Servicetechniker 1.300 km in den Amazonasregenwald fuhr, um einen CT-Scanner zu reparieren. Der Einsatz hat sich gelohnt.

5min
Lena Stauber
Veröffentlicht am 19. April 2022

Ein defekter CT-Scanner ist niemals erwünscht, vor allem nicht während der Pandemie. Der nächste Servicetechniker war 1.300 Kilometer entfernt. Erfahren Sie, wie er die Sache in die Hand nahm und durch den Regenwald fuhr, um das System wieder in Gang zu setzen. 

Es ist früh, kurz nach 6 Uhr und das Wetter ist schwülwarm, fast schon 25°C mit einigen leichten Regenschauern. Geräusche durchdringen den Wald – Frösche quaken, Vögel kreischen und Affen huschen umher. Es ist ein typischer Tag im brasilianischen Amazonas. Die ersten Sonnenstrahlen lassen sich bereits zwischen den grünen Baumkronen und Pflanzen erahnen, doch die Straße, die durch den Wald führt, liegt noch dunkel da. Während sich die Welt durch die COVID-19 Pandemie in einer Ausnahmesituation befindet, ist der Regenwald noch unverändert.

Murray ist auf dem Weg nach Santarém im Norden auf dem „Soja-Highway“, einer der wenigen Straßen, die direkt durch den brasilianischen Amazonas führen. Er hat eine verantwortungsvolle Aufgabe: den Computertomographen (CT) zu reparieren. “ Ein CT-Bild wurde bald zum ersten diagnostischen Hilfsmittel für COVID-19-Erkrankte und diente zur Diagnose, Prognose und deren Überwachung”, erklärt Dr. Nádia Alves, Verwaltungsdirektorin des Centro de Diagnóstico Por Imagem Tapajós in Santarém. Eines Tages brach das CT-System unerwartet zusammen und sie mussten den Techniker zur Wartung rufen. Höchstwahrscheinlich muss eine Röntgenröhre ausgetauscht werden. Kein Problem für Murray, wenn da nicht die mehr als 1.300 Kilometer lagen, die das Krankenhaus Tapajós in Santarém von seiner Heimatstadt Belém trennen.

Während der Pandemie wurden alle Flüge gestrichen wie auch alle Flussfahrten in Brasilien verboten. Die einzige Möglichkeit, das CT-Gerät in Santarém zu reparieren, ist eine zweitägige Fahrt mit einem Geländewagen durch den Amazonas. "Anfangs waren wir etwas besorgt wegen der Länge des Weges und auch wegen der Pandemie“, sagt Murray. Doch er zögerte keinen Moment und zusammen mit seinem Team plante er eine Route, die quer durch den Regenwald durch kleine Städtchen und Dörfer über schlammige Straßen führte. "Wir wollten das System so schnell wie möglich wieder einsatzbereit machen, denn während der Pandemie waren die Computertomographen eine der Säulen für die Diagnose, worauf viele an COVID-19 Erkrankte angewiesen waren. Außerdem war es eines der wenigen in der Region, das mehrere Städte versorgte", erinnert sich Murray.


David Murray, customer service engineer for Siemens Healthineers in Belém, Brazil.

Auf ihrer geplanten Strecke ist oft stundenlang keine Menschenseele zu sehen, nur sein Kollege Marcus Santos leistet ihm Gesellschaft. "Wir haben über so viele verschiedene Themen gesprochen, und ich habe während der Reise immer an meine Familie gedacht. Wir haben uns gegenseitig noch besser kennengelernt. Das Schönste war, die Weite des Bundesstaates Pará im Norden Brasiliens kennenzulernen. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir Städte, von denen wir nie gedacht hätten, dass wir sie sehen würden, und fuhren auf einer einzigen Fahrt an drei Wasserkraftwerken und einem großen Teil des Amazonasgebietes hindurch", erinnert sich Murray.

Die Straßen auf der Route sind nicht immer befestigt und normalerweise gibt es auch keinen Mobilfunkempfang. „Die größte Herausforderung war der lange und schwere Pfad in den abgelegenen Regionen. Der komplizierteste Teil war eine uns unbekannte, schmutzige und rutschige Straße am Ende der Strecke zwischen den Städten Altamira und Santarém. Nur mit viel Geduld und vorsichtiger Fahrweise konnten wir das Gelände überwinden“, erzählt Murray. Die Ortschaften südlich von Santarém sind nicht durch Straßenschilder oder Straßennamen gekennzeichnet, sondern ausschließlich durch ihre Kilometernummer. Dann wurde es hinter den getönten Scheiben des Wagens allmählich heller. Das Blätterdach des Amazonas flog vorbei, Nebel stieg zwischen den Baumkronen auf und die Straßen wurden wieder belebter. Mit dem Sonnenaufgang erreicht das Team endlich Santarém.

Nach zwei Tagen Fahrt bei starkem Regen über rutschige, überschwemmte und unbefestigte Staatsstraßen durch den Regenwald, über unfertige Brücken und unter Ausweichen vor herabfallenden Steinen von Straßenhanglagen, erreichten Murray und sein Kollege endlich das Krankenhaus. „Sie kamen morgens um 8 Uhr an und arbeiteten, bis der CT-Scanner wieder in Betrieb war. Sie waren sehr effizient“ sagt Nádia Alves.

Value Partnerships are enduring, performance-oriented relationships. An innovative business models helps to increase enterprise-wide value in order to meet immediate and future goals.

"Nach der erfolgreichen Reparatur hatte ich das Gefühl, meine Pflicht erfüllt zu haben, und dachte an die vielen Erkrankten, die darauf warteten, das System zu benutzen und ihre Behandlung fortsetzen zu können. Wir haben das Gefühl, dass dieser Einsatz belohnt wurde", erinnert sich David Murray lächelnd. Ohne einen CT-Scanner, zu diesem Zeitpunkt der Pandemie, hätte es vielen Menschen das Leben gekostet.

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Nádia Valéria Berretta Moreira Alves, MD, Administrative Director in Centro de Diagnóstico Por Imagem Tapajós, Santarém, Brazil.


Von Lena Stauber

Lena Stauber ist Redakteurin in der Unternehmenskommunikation bei Siemens Healthineers. Das Team ist spezialisiert auf Themen rund um Gesundheit, Medizintechnik, Krankheitsbilder und Digitalisierung.