„Digital Together“ heißt das erfolgreiche Change-Programm, mit dem wir die Art und Weise, wie wir bei Siemens Healthineers arbeiten, so ziemlich komplett digitalisiert haben. Das erforderte nicht nur eine neue IT-Infrastruktur, sondern vor allem die Bereitschaft aller Mitarbeitenden, Gewohnheiten zu ändern.
Katrin Kasper von „Kasper Kommunikation“ hat mit unserem CIO Stefan Henkel über die digitale Transformation bei Siemens Healthineers gesprochen.
Dr. Stefan Henkel verantwortet als Chief Information Officer (CIO) die digitale Transformation des IT-Fundaments beim Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers. Ein Gespräch über neue Arbeitsweisen, Angst vor Veränderungen und den Game Changer: Change Management.
Sie haben bei Siemens Healthineers 2018 ein digitales Transformationsprogramm gestartet. Können Sie das Wort „Change“ überhaupt noch hören?
Transformation ist extrem faszinierend. 2018 habe ich dem Vorstand unser Projekt vorgestellt und versprochen, dass wir 2021 fertig sind. Heute würde ich nicht mehr sagen, dass die Transformation jemals fertig ist! Zum einen, weil sich die Technologie immer weiterentwickelt. Das ist ein permanenter Rückenwind, der die Notwendigkeit zur Transformation immer wieder entfacht. Und dabei gilt es, die Kolleginnen und Kollegen mitzunehmen, damit wir die Technologie gewinnbringend nutzen können. Zum anderen geht es darum, die Technologie so ins Geschäft einzubinden, dass sie unserem Unternehmenszweck dient: die Gesundheitsversorgung zum Wohle der Menschen zu gestalten.
Und die Transformation geht einfach immer weiter?
Wir planen in Drei-Jahres-Zyklen, in denen wir einen gewissen Zielzustand erreicht haben wollen. Die Reise dahin ergibt sich quasi Jahr für Jahr, indem wir uns Themen vorgeben. Diese Offenheit muss man in der heutigen Zeit haben. Deswegen ist eine gemeinsame Vision, die uns vorantreibt, so wichtig. Bei uns ist das „Digitalize the Core“ mit vier strategischen Handlungsfeldern. In denen setzen wir immer wieder konkrete Programme um. Etwa, wie wir die Technologie rund um den Arbeitsplatz zur Kollaboration nutzen, unser Risiko in Sachen Cybersecurity senken oder Geschäftsprozesse und -applikationen digitalisieren. Diese Reise geht einfach immer weiter.
Welche Rolle spielt dabei das Change-Programm „Digital Together“, das Sie zusammen mit Kollegen aus HR und Kommunikation gestartet haben?
Das war der Game Changer. Wir haben die digitale Transformation nicht als losgelöste IT-Aktivität betrachtet, sondern mit unserer Kultur verbunden – den Prinzipien, nach denen wir bei Siemens Healthineers arbeiten möchten. Etwa, dass wir agil und leidenschaftlich arbeiten und auf Augenhöhe kommunizieren wollen. Digitale Tools helfen uns dabei, schneller zu interagieren, auf Qualitätsprobleme hinzuweisen oder transparent miteinander umzugehen. Durch diese Verknüpfung war der Change von breiter Basis getragen.
Gibt es auch einen kulturellen Wandel?
Das gemeinsame, fachübergreifende Arbeiten und die Lust am Ausprobieren haben deutlich zugenommen, ebenso wie das Dezentralisieren von Entscheidungen und damit von Verantwortung. Wir kommunizieren offener und hierarchieloser, es gibt mehr Feedback. Früher waren Organisationsänderungen ein Riesenthema mit vielen Unsicherheiten. Heute werden sie als normale Anpassung im Rahmen unserer Transformation betrachtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lassen sich auf die Reise ein und vertrauen darauf, dass sie mitgestalten können und ihnen nichts aufgezwungen wird.
Das war sicher nicht von Anfang an so. Veränderung kostet ja auch Kraft, die dann womöglich im Alltagsgeschäft fehlt.
Wir haben anfangs viele kritische Stimmen gehört und in der Transformation auch unsere eigene Lernkurve durchlaufen. Bei einigen ist es zu Überlastungen gekommen und dadurch zu negativen Assoziationen. Das hatten wir zunächst nicht genug im Fokus gehabt. Um die Einarbeitung in das Neue zu erleichtern, haben wir dann eine Digital Together University gegründet mit Lern-Videos von Kollegen für Kollegen Aber auch das erforderte natürlich ein erhöhtes Engagement. Transformation ist nichts, was man geschenkt bekommt.
Welche Tipps haben Sie für Unternehmen, die ähnliche Transformationsprojekte im Unternehmen umsetzen?
Es ist wichtig, die Veränderung von einer größeren Ratio abzuleiten als aus dem Gedanken an Effizienz und Profit. Natürlich wollen wir alle in einem gesunden Unternehmen arbeiten. Aber wir müssen eine Verbindung schaffen zwischen Menschen und Technologie. Die Arbeitswelt verändert sich, und wir als Unternehmen müssen uns mit verändern. Wir müssen Neues lernen und zusammen auf das übergeordnete Ziel unseres Unternehmens hinarbeiten. Die Führungskräfte müssen das vorleben und ihren Teams Freiräume geben. Dann wird der Change auch ein Erfolg.