COVID-19

Röntgensysteme in der Pandemie reaktiviert

Das Universitätskrankenhaus Karolinska hat in der Pandemie vier ausgemusterte mobile Röntgensysteme reaktiviert.

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Veröffentlicht am 22. Februar 2021

Dank guter Teamarbeit und hoher Systemqualität konnten das Karolinska Universitätskrankenhaus und Siemens Healthineers vier jahrzehntealte mobile Röntgensysteme in der Pandemie wieder für die Lungenbildgebung in Betrieb nehmen.

Schon zu Beginn der Pandemie erkannten die Experten des Karolinska Universitätskrankenhauses in Schweden, dass ihre mobilen Röntgengeräte langfristig in diesen schwierigen Zeiten bei weitem nicht ausreichen würden. Sie kontaktierten Medizinphysiker des Klinikums und die Karolinska Institutet (KI)Universität und bekamen so Zugang zu drei eigentlich ausgemusterten Mobilett Plus-Systemen von Mitte der 1990er Jahre, die schon seit vielen Jahren nicht mehr im Einsatz waren.

Die Experten fragten Siemens Healthineers, wie man die Systeme testen und wieder in Betrieb nehmen könnte. Service-Ingenieur Laszlo Wohlgang von Siemens Healthineers stellte für die Prüfung der Systeme ein altes Service-Handbuch zur Verfügung. Die Systeme wurden überprüft. Zwei davon waren einfach wieder zum Laufen zu bringen. Das Dritte machte mehr Probleme: Jedes Mal, wenn das Team eine Hoch-kV-Belichtung, wie sie für Lungenuntersuchungen benötigt wird, versuchte, trat eine Fehlermeldung auf.

Handbuch und Fehlersuche zeigten, dass eine Konditionierung der Röntgenröhre nötig war, da der gemessene kV-Wert zu stark vom erwarteten Wert abwich. Die Techniker testeten und führten eine Kalibrierung und Konditionierung durch, konnten die Röntgenröhre aber nicht dazu bringen, mit hohen kV-Werten zu arbeiten. Nachdem sie das Konditionierungsprogramm über mehrere Tage fünf- oder sechsmal durchlaufen ließen, gelang es schließlich, ausreichend hohe kV-Werte für Lungenaufnahmen zu erzielen.

Das Universitätskrankenhaus Karolinska hat in der Pandemie vier ausgemusterte mobile Röntgensysteme reaktiviert.

Chest X-rays are an important tool in the diagnosis and evaluation of disease progression in COVID-19 patients.
In einem Lagerraum in Karolinska fand man auch ein Mobilett System aus dem Jahr 1984, das seit 1993 nicht mehr im Einsatz war. Als die Techniker es öffneten, merkten sie schnell, dass ihnen ihre Erfahrung mit dem alten Mobilett Plus hier nicht weiterhalf. Es gab keine Anleitung, welcher DIP-Schalter das Gerät in den Servicemodus versetzen würde. Ohne Servicemodus konnten sie das Gerät nicht starten, da sonst die seit über 20 Jahren nicht mehr aufgeladenen Kondensatoren voll aufgeladen würden, was sie wiederum möglicherweise beschädigt hätte. Das Team brauchte also eine Möglichkeit, sie langsam aufzuladen.
Karolinska rief Servicetechniker an, die damals in den 80er Jahren mit dem System gearbeitet hatten und immer noch bei Siemens Healthineers sind. Doch niemand konnte sich erinnern, wie man die Systeme in den Servicemodus versetzt. Laut einem dem Gerät beiliegenden Benutzerhandbuch gab es Informationen auf einem vom Hersteller erhältlichen Mikrofilm. Es war aber davon auszugehen, dass der Mikrofilm nicht mehr bestellbar war – und in Karolinska gab es ohnehin kein Mikrofilm-Lesegerät mehr. Die nötigen Anleitungen mussten also anderswo gefunden werden.


Nach einigen Recherchen gelang es dem Key Account Manager und ehemaligen Servicetechniker Magnus Kokk, eine Seite aus dem Handbuch eines ehemaligen Kollegen bei Siemens Healthineers zu bekommen. Er machte ein Foto und schickte es per Smartphone an die Techniker, die das Mobilett jetzt in den Servicemodus schalten und die Kondensatoren langsam aufladen konnten. Nach Konditionierung des Systems und Belichtungen mit schrittweise ansteigenden mA- und kV-Werten gelang es ihnen, auf die für Lungenaufnahmen erforderlichen 125 kV zu kommen.