car driving a street in a rural area
Zugang zu Gesundheitsversorgung

Eine bessere Versorgung für Krebspatient*innen in ländlichen Gebieten Nordostindiens

Ein mobiles Team von Zahnärzten, Pflegekräften, Organisator*innen von Gesundheitscamps und Datenspezialisten arbeitet daran, die Krebsvorsorge und das Bewusstsein der Bevölkerung dafür in Assam zu erhöhen.
5min
Andrea Lutz
Veröffentlicht am 18. März 2024
Assam, im Nordosten von Indien gelegen, ist weit über seine Grenzen hinaus für seinen Tee bekannt, der zu den besten der Welt zählt. Die smaragdgrün leuchtende Landschaft wird vom Brahmaputra geprägt. Der mächtige Fluss windet sich auf einer Länge von 1.000 Kilometern durch die Ausläufer des Himalayas. In der Monsunzeit verändert der Brahmaputra immer wieder seinen Lauf und überflutet große Teile des Landes. „In dieser Region ist es für die Bewohner*innen entlegener Dörfer besonders schwierig, medizinische Einrichtungen zu erreichen“, sagt Sanjay David, Leiter Corporate Accounts bei Siemens Healthineers, Indien.
Als Majid Gohain 2019 die Diagnose Krebs erhielt, hatte er mit seiner Familie eine Anreise von mehreren Hundert Kilometern zum nächstgelegenem Krebszentrum zu bewältigen. Heute kann er ins nur 60 km entfernte Dibrugarh Krebszentrum fahren, einer spezialisierten Einrichtung mit modernen Tagesstationen für ambulante Krebsversorgung:
Die Krebsrate in Nordostindien beträgt das Dreifache des Landesdurchschnitts und ist damit die höchste Indiens [1]. Jedes Jahr werden rund 45.200 neue Krebsfälle gemeldet, von denen mehr als 32.000 auf Assam entfallen [2]. 57 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern und 28 Prozent der Krebserkrankungen bei Frauen sind in dieser Region auf den Konsum von Tabak zurückzuführen. Auffällig ist in der Region außerdem die höhere Inzidenz von Krebs des oberen Verdauungstraktes [3]. Die Gewährleistung einer bezahlbaren Krebsversorgung ist eine der größten Herausforderungen in Assam. Der Mangel an geeigneten Gesundheitseinrichtungen war zudem ein entscheidender Einflussfaktor für die Ergebnisse der Krebstherapien.

Heute sind sieben Apex-Krankenhäuser für die gesamte Versorgungskette der Krebspatient*innen in Assam zuständig. Ziel ist es zudem, in den verschiedenen Regionen kleinere Zentren einzurichten, die Hand in Hand mit den großen, übergeordneten Zentren arbeiten und dabei Prävention und Diagnose übernehmen.

Die Assam Cancer Care Foundation ist eine Partnerschaft zwischen der Regierung von Assam und Tata Trusts. Sie wurde 2017 mit dem Ziel gegründet, in dem nordindischen Bundesstaat ein Krebsnetzwerk mit drei Ebenen der Krebsversorgung („Distributed Model of Cancer Care“) aufzubauen. Das Modell gründet auf der Vision, patientenzentrierte Krebseinrichtungen zu schaffen, die eine standardisierte und bezahlbare Versorgung der Patient*innen in der Nähe ihres Zuhauses gewährleisten. In der Folge entstanden in sieben über den ganzen Bundesstaat verteilten Städten spezialisierte Krebskliniken. Eine neu entwickelte einheitliche Technologieplattform soll eine Versorgung in hoher Qualität sicherstellen. 

Apex-Krankenhäsuer sind hochspezialisierte Krankenhäuser, die von erfahrenen medizinischen Fachleuten geleitet werden und vom National Accreditation Board for Hospitals (NABH) in Indien akkreditiert sind.
Sanjay David: „Als Partner von Tata Trusts liefert Siemens Healthineers Laborausrüstung, Röntgensysteme, CT-Scanner, Mammographiegeräte, MRT-Systeme und PET-CTs für die Krebsdiagnose sowie Linearbeschleuniger für die Krebstherapie.“
Es gibt gute Neuigkeiten für Majid und viele andere Menschen in Nordindiens ländlichen Gebieten: Zur Ergänzung der klinischen Leistungen haben die Assam Cancer Care Foundation und die National Health Mission in acht Distrikten von Assam Präventions- und Früherkennungsprogramme gestartet. In entlegenen Gegenden ohne ausreichenden Zugang zu Gesundheitseinrichtungen werden Outreach-Programme angeboten. Dabei übernimmt es ein mobiles Team aus Zahnärzt*innen, Pflegekräften, Organisator*innen von Gesundheitscamps und Datenspezialist*innen, die Aufgabe, Krebsvorsorge zu fördern, die Öffentlichkeit stärker zu sensibilisieren und die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen auszubauen. Außerdem werden verschiedene Programme umgesetzt, um Prävention, Früherkennung und Palliativversorgung zu stärken.

Für Majid und viele andere Patient*innen schafft das Netzwerk der Krebszentren einen verbesserten Zugang zu Gesundheitseinrichtungen, kürzt die Fahrzeit ab und senkt deutlich die persönlichen Ausgaben für die eigene Gesundheit. 

Die Assam Cancer Care Foundation hat sich das Ziel gesetzt, rund die Hälfte aller Krebspatient*innen in Assam zu erreichen.

Und Sanjay David sagt: „Wir möchten eine Welt ohne Angst vor Krebs schaffen. Ich bin sehr froh, Teil dieses Vorhabens zu sein.“


Von Andrea Lutz
Andrea Lutz ist Journalistin und Business-Trainerin mit den Schwerpunkten Medizin, Technik und Healthcare IT. Sie lebt in Nürnberg, Deutschland.