Als das Programm HerzConnect® 2019 gestartet wurde, war nicht absehbar, welch wichtigen Stellenwert telemedizinische Lösungen für Patienten mit chronischen Erkrankungen schon bald bekommen sollten. Zum Beispiel für Patienten wie Erwin Weigand (Namen geändert). Weigand leidet an einer Herzinsuffizienz und die Corona-Pandemie veränderte für ihn alles. Sein Leben wurde kompliziert, denn um sich vor Infektionen zu schützen, ist es gerade für Patienten wie ihn lebenswichtig geworden, soziale Distanz zu wahren und zugleich auf die zuverlässige Fernüberwachung ihres Gesundheitszustands durch Fachleute vertrauen zu können.
Was es im täglichen Leben bedeutet an einer Herzinsuffizienz zu leiden?
Weigand‘s Herz kann der Aufgabe, den Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen, nicht mehr ausreichend nachkommen. Der 73-Jährige ermüdet schnell, jede Abweichung vom gewohnten Alltag löst Stress bei ihm aus. In Zeiten eines völlig überlasteten Gesundheitssystems bieten ihm Telemonitoring-Programme wie HerzConnect® eine wichtige Option, um Wege und Wartezeiten entscheidend abzukürzen. Darüber hinaus werden Fachleute sinnvoll unterstützt und gleichzeitig entlastet.
Die Telemedizin-Lösung von Siemens Healthineers wurde ganz gezielt zur Betreuung von Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, COPD oder Diabetes erarbeitet. Ziel des auf zwei Jahre angelegten Programms für Erwin Weigand ist es, das Fortschreiten seiner Erkrankung deutlich zu verlangsamen und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. „Es ist eigentlich keine große Sache“, erklärt Weigand, der HerzConnect® seit fast drei Monaten nutzt. „Ich muss mich täglich wiegen und meinen Blutdruck messen – dann drücke ich aufs Knöpfchen und schicke meine Werte ab.“ Für ihn hat sich längst eine Routine daraus entwickelt, die einfachen Handgriffe am Morgen zu erledigen.
Seine Ziele motivieren ihn mitzuarbeiten. Patienten wie Erwin Weigand bekommen ein Geräte-Set bestehend aus einem Smartphone mit einer Telemedizin-App, einer Körperwaage, einem Mehrkanal-EKG-System und einem Blutdruckmessgerät. Dieses Set ermöglicht es Erkrankten, zu Hause eigenständig ihre Vitalparameter zu messen. Die so erhobenen Werte – also Blutdruck und Körpergewicht – werden über eine Bluetooth-Verbindung zum Smartphone und von dort via Mobilfunk an das Institut für angewandte Telemedizin (IFAT) in Bad Oeynhausen übertragen. Dort werden sie in der elektronischen Patientenakte dokumentiert und von Pflegefachkräften und Kardiologen im Rahmen einer Datenvisite überprüft. Wöchentlich zeichnet Weigand ein Elektrokardiogramm auf. Hier kommt das Mehrkanal-EKG-System zum Einsatz, das die Daten separat an das IFAT überträgt. Mit ihm werden Herzfrequenz und -rhythmus kontrolliert.
Durch die ärztlichen Datenvisiten wird ihm die kardiologische Fachkompetenz eines überregionalen Herzzentrums 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung gestellt. Bei regelmäßigen Telefonaten vermitteln speziell qualifizierte Pflege- und Fachkräfte den Patienten zusätzliches Wissen rund um die Erkrankung. Der Patient lernt Symptome der Herzinsuffizienz schneller zu erkennen und bespricht die therapeutischen Maßnahmen. Die Fachleute reagieren frühzeitig, wenn Auffälligkeiten entstehen und bleiben im engen Austausch mit dem behandelnden Hausarzt. Dieser einfache Mechanismus schützt Erwin Weigand und viele andere Patienten mit chronischen Erkrankungen vor Infektionen, wahrt deren Selbstbestimmung und kann so die Lebensqualität spürbar verbessern.

Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen hat die Telemedizin-Lösung teamplay myCare Companion im Rahmen einer Technologiepartnerschaft mit Siemens Healthineersals Bestandteil des innovativen Versorgungsangebots HerzConnect® mitentwickelt. Die Lösung richtet sich an Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das HDZ NRW übernimmt dabei die medizinische Betreuung und Beratung der Patienten, Siemens Healthineers verantwortet Technik und Logistik. „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Programm ist, dass die Patienten wirklich regelmäßig messen und Daten übersenden. Wenn Werte fehlen, kann das auf eine zu geringe Kompetenz zum Selbstmanagement oder einfach auf zu geringe Motivation hindeuten“, erklärt Dr. Martin Schultz, Leiter des Instituts für angewandte Telemedizin (IFAT) am HDZ NRW. Darum sei der persönliche Austausch mit den Patienten ein wichtiger Programmbestandteil.
Als erste Krankenkassen haben sich die DAK Gesundheit sowie die IKK Classic für HerzConnect® entschieden – und die Erfahrungen der ersten Patienten sind positiv.
Das Programm HerzConnect® ist darauf ausgelegt, Patienten direkt in ihrem häuslichen Umfeld besser zu versorgen. „Die Lebensqualität wird verbessert und eine Selbstmanagement-Kompetenz wird aufgebaut, so dass der Patient auch nach Ende der zweijährigen Programmteilnahme eine nachhaltig verbesserte Prognose hat“, sagt Dr. Schultz. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass durch das Zusammenwirken aller Beteiligten wiederkehrende Rehospitalisierungen vermieden werden können und somit die Kosten in der stationären Versorgung sinken.
Dr. Schultz: „HerzConnect® stellt einen modernen am medizinischen Bedarf orientierten Versorgungsansatz dar.“ Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass dezentrale Lösungen nicht nur in Ausnahmesituationen unverzichtbar sind. Dann aber ganz besonders. Allerdings: HerzConnect® ist kein medizinisches Notfallprogramm. Darum werden Patienten und Angehörige in den Betreuungstelefonaten geschult und vorbereitet, auch Zeichen von medizinischen Notfallsituationen zu erkennen. Patienten können sich Tag und Nacht telefonisch an eine spezielle Hotline wenden und werden bei Bedarf an einen Arzt zur individuellen Beratung weitergeleitet. Die elektronische Patientenakte stellt dann sämtliche relevanten Daten zur Verfügung.
„HerzConnect® stellt einen modernen am medizinischen Bedarf orientierten Versorgungsansatz dar.”
Über den Autor
Andrea Lutz ist eine Medizinjournalistin und Business-Trainerin aus Nürnberg.