Für eine exzellente Bildgebung in der Brustkrebsfrüherkennung nutzt das Team der Screening-Einheit des radiologischen MVZ Schwarzer Bär in Hannover ein breites Spektrum bildgebender Verfahren. Zusätzlich setzt man auf eine Diagnostik mit Empathie, die über die reine Fachkompetenz hinausgeht.
Das 2003 gestartete Mammographie-Screening-Programm der Kooperationsgemeinschaft Mammographie findet unter Trägerschaft der gesetzlichen Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung statt.
Ob ein Mensch an Krebs erkrankt oder nicht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Neben genetischen und Einflüssen aus der Umwelt können persönliche Disposition, aber auch die Region, das Alter und bei bestimmten Erkrankungen das Geschlecht eine Rolle spielen. Dabei treibt besonders Frauen die Sorge vor Brustkrebs um. Jedes Jahr erkranken deutschlandweit rund 72.000 Frauen neu, viele davon in einem Alter ab 50 Jahren, aber auch bereits früher. Erfolgt die Diagnose Mammakarzinom, ist sie immer ein Schock. Doch es gibt gute Nachrichten: Die eine ist, dass Tumoren der Brust immer früher erkannt werden, die zweite, dass die Mortalitätsrate trotz zunehmender Neuerkrankungen bei Brustkrebs sinkt.1
Zu verdanken ist dies den Möglichkeiten einer immer früheren Diagnosestellung durch neue Technologien und Maßnahmen in der Früherkennung von Brustkrebs und verbesserten Therapiemöglichkeiten. Dazu gehört das Mammographie-Screening- Programm, das 2002 auf Beschluss des Deutschen Bundestages eingeführt wurde. Einen hohen Stellenwert in der Früherkennung nimmt aber auch der offene Umgang mit diesem sensiblen Thema ein, bei dem das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Arzt oder Ärztin und Patientin eine entscheidende Rolle spielt. Dass eine gute Untersuchungsatmosphäre nicht erst in einer späteren kurativen Therapie wichtig wird, sondern bereits in der Früherkennung zum Tragen kommt, gehört für viele Radiologen bereits heute zum Selbstverständnis im täglichen Umgang mit den Frauen.
Eine der bundesweit größten Mammographie-Screening-Einheiten, das MVZ Schwarzer Bär in Hannover, hat diese Philosophie zum Handlungsprinzip erhoben. Denn für Regine Rathmann, am MVZ programmverantwortliche Ärztin (PVA) für die Stadt und Region Hannover und den Kreis Schaumburg, und ihre Mitarbeiterinnen ist neben einer modernen und leistungsfähigen Infrastruktur der wertschätzende Umgang auf Augenhöhe Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. Die Frauen, die in Hannover und Umgebung der zweijährlichen Einladung zum Screening-Programm folgen, werden von Frau Rathmann und ihrem Team als Klientinnen empfangen.
„Ich kann dem Gerät blind vertrauen und mich dadurch komplett auf die Frauen einstellen.“
Die Früherkennung von Brustkrebs kann Leben retten. Vielfach bestehen jedoch Berührungsängste mit dem Thema. Wie begegnen Sie Frauen und ihren Sorgen?
Regine Rathmann: Zunächst einmal ist es sehr wichtig, Frauen mit ihren Ängsten ernst zu nehmen. Mit unserer patientenorientierten Ansprache können wir die Situation meist sehr schnell entspannen. In unserer Screening-Einheit legen wir daher nicht nur Wert auf eine sehr gute fachliche Ausbildung und Qualifikation unserer Mitarbeiter, die das Mammographie-Screening-Programm fordert, sondern schulen darüber hinaus im einfühlsamen Umgang mit den Klientinnen. Denn letztlich sind es die Mitarbeiter, die die Untersuchung am System durchführen. Und das klappt in einer wertschätzenden, zugewandten Atmosphäre am besten.
Als eine der größten von 94 Screening-Einheiten in Deutschland nehmen Sie seit 2006 am sogenannten Mammographie-Screening-Programm teil. Was sind Ihre Erfahrungen?
Rathmann: Über das Mammographie-Screening-Programm unter Trägerschaft von GKV und KBV haben wir in den vergangenen 13 Jahren bisher insgesamt 785.800 Frauen eingeladen, davon haben 444.542 an dem Programm teilgenommen. Über die Jahre gemittelt ist das eine erfreuliche Teilnehmerquote von 56 Prozent. 80 Prozent der Frauen folgen auch den nachfolgenden zweijährlichen Einladungen. Wir haben eine Tumorentdeckungsrate von 0,7 Prozent. Das ist eine gute Rate, auch im Hinblick auf die Hintergrundinzidenz Hannover. Ziel des Programms ist die Senkung der Brustkrebssterblichkeit, die für Deutschland erst für 2021 belegt werden kann. Erfreulich ist zum Beispiel die Tatsache, dass die großen Karzinome schon jetzt gegenüber der Zeit vor dem Mammographie- Screening-Programm deutlich rückläufig sind. Das zeigen übrigens auch die Daten aus den anderen teilnehmenden Screening-Einheiten. Das Screening-Programm gibt uns die Rahmenbedingungen vor und jede Einheit wird regelmäßig evaluiert. Das gilt für jeden Prozessschritt, jedes System, jede beteiligte Fachkraft und für jeden programmverantwortlichen Arzt. Um die vorgeschriebenen Zahlen für aussagekräftige Quoten zu erreichen, sind wir daher nicht nur auf ein fachlich und menschlich hochqualifiziertes Personal angewiesen, sondern auch auf eine reibungslos funktionierende Infrastruktur mit leistungsfähiger Technologie.
In der Diagnostik zur Früherkennung von Brustkrebs bieten Sie ein breites Portfolio an. Welche Systeme verwenden Sie und wie werden sie eingesetzt?
Rathmann: 2018 haben wir uns nach der Prüfung einiger Anbieter für die Anschaffung neuer Systeme von Siemens Healthineers entschieden und wollten dabei gleich ganz vorne in der Digitalen Vollfeldmammographie (DR) mitspielen.
Nicht nur was Bildqualität, Kontrast und Dosisreduktion betrifft, sondern auch was die grundsätzliche Leistungs- und Ausbaufähigkeit der Systeme angeht. Als Arbeitspferde in der Tagesroutine der Früherkennung verwenden wir vier MAMMOMAT Fusion sowie jeweils einen MAMMOMAT Inspiration in der kurativen Mammographie und einen MAMMOMAT Revelation für die Befundabklärung mittels Tomosynthese. Bis auf ein System sind alle Geräte stationär installiert:
Einen MAMMOMAT Fusion setzen wir in der mobilen Trailer-Ausführung in unserem ,Mammobil‘ ein, einer fahrbaren Untersuchungseinheit mit Anmeldung, Warteraum, Umkleidekabinen und Röntgenraum, das wechselnde Standorte in der Region anfährt. Der MAMMOMAT Fusion ist hier eine zuverlässige Lösung, die mit geringer Dosis und guter Bildqualität überzeugt.
„Wir merken, dass unsere Klientinnen gerne und angstfrei zu uns in die Früherkennung kommen.“
Ihre Screening-Einheit beteiligt sich an der ToSyMa-Studie des Universitätsklinikums Münster, bei der die Evidenz der Tomosynthese zur Früherkennung von Brustkrebs dargestellt werden soll. Welche Rolle spielt die Brust-Tomosynthese bei Ihnen?
Rathmann: Die Tomosynthese ist eine tolle Technik, die sehr vielversprechend ist. Sie ist eine Weiterentwicklung der digitalen Mammographie hin zur Berechnung dreidimensionaler Datensätze und bedeutet diagnostisch für uns noch einmal einen großen Schritt nach vorne. Mit der Tomosynthese lassen sich räumliche Strukturen besser als mit der 2D-Projektion darstellen, weil Überlagerungen durch das Gewebe anderer Schichten wegfallen. Außer bei Mikrokalk setzen wir in der Abklärung die Tomosynthese u. a. mit dem MAMMOMAT Revelation ein. Mit der Tomosynthese scheinen wir weniger falsch positive Befunde zu erhalten, was wir hoffentlich durch die Studie beweisen können. Und für das Mammographie- Screening-Programm, innerhalb dessen die ToSyMa-Studie stattfindet, ist ein effizientes Tomosynthesesystem mit eindeutigem synthetischem Mammogramm unerlässlich. Klarheit und Sicherheit ist nicht nur im Umgang mit der Patientin wichtig, auch ein System bzw. eine Technologie muss mir diese Klarheit und Sicherheit liefern können. Die Tomosynthese kann das.
Die an der Studie teilnehmenden Ärzte, die radiologischen Fachkräfte sowie die eingesetzten Geräte müssen besonders hohe Qualitätsanforderungen erfüllen, so ist z. B. eine Doppelbefundung jeder Mammographie-Aufnahme obligatorisch. Wir haben dazu die leitende Fachkraft Mammographie Diana Jungton sowie die im Screening tätige Michaela Heitmann zu ihren Erfahrungen aus der täglichen Routine am System befragt.
Diana Jungton: Bei täglich rund 180 Teilnehmerinnen am Screening-Programm in unserer Einheit sind wir nicht nur auf reibungslose Abläufe ohne Ausfälle oder Unterbrechungen angewiesen, sondern wir wünschen uns auch eine hohe Aufnahmegeschwindigkeit ohne Nachteile für die Bildqualität. Und die Patientin soll sich natürlich wohlfühlen.
Beim MAMMOMAT Revelation haben wir zum Beispiel die Rückmeldung bekommen, dass die Kompressionspaddel (SoftComp) toll sind, weil sie den Druckschmerz so weit wie möglich reduzieren – ohne dass es für uns bei den Aufnahmeparametern zu Einbußen kommt.
Rathmann: Im Gegenteil. Die Brust- Tomosynthese mit dem MAMMOMAT Revelation und seinem weiten 50- Grad-Schwenkwinkel liefert gestochen scharfe, tiefe Bilder. Und wir lieben schöne Bilder. Bei diesem System geht für uns die Entwicklung in die absolut richtige Richtung, denn der Patientenkomfort steht hier sehr weit vorne. Das kommt auch unserer Philosophie entgegen, die die einzelne Frau in einem empathischen, ihr zugewandten Umfeld gut betreut sieht. Und aus Patientensicht gibt es kaum einen Unterschied im Ablauf einer 3D-Tomosynthese im Vergleich zur herkömmlichen Mammographie.
Michaela Heitmann: Eine einfache Bedienung und Einstellung des Systems ist für die Frau und für mich das Wichtigste. Dabei spielt auch die Ergonomie für uns Anwender eine entscheidende Rolle. Denn ob ein Griff sinnvoll platziert ist oder nicht, stellt sich sehr schnell in der täglichen Anwendung heraus. Wir würden uns zukünftig eine schnellere Datenverarbeitung wünschen.
Rathmann: Auch Systemwechsel, etwa bei erforderlichen Doppelbefundungen, müssen reibungslos funktionieren. Hier sind wir mit den Systemen aus der MAMMOMAT-Familie sehr gut aufgestellt.
„Die 3D-Tomosynthese ist für uns die Technologie der Zukunft.“
Mammographie und Künstliche Intelligenz (KI) – ist das eine Verbindung, die für Sie zusammenpasst?
Rathmann: Die Mammographie ist prädestiniert für KI. Wir arbeiten mit den immer gleichen Einstellungen, wir produzieren quasi die immer gleichen Bilder … Wenn da keine KI eingesetzt würde, hätte man vermutlich irgendwann den Anschluss verpasst. Vor allem denke ich, dass wir damit noch einmal eine Menge Zeit einsparen könnten. Denn die Befundungszeit bei der Tomosynthese ist aktuell fast doppelt so lang im Vergleich zu anderen Verfahren, was natürlich auch mit den großen Datenvolumina zusammenhängt. Aber 180 Tomosynthesen pro Tag unabhängig von zwei Personen befunden zu lassen, das braucht enorm viel Zeit. Hier hätte ich künftig sehr gerne Unterstützung durch KI. Diese wird nach meiner Einschätzung den Radiologen nicht überflüssig machen, sondern ihm weiterhelfen. Denn wir werden die Vermittler zwischen Bild und Ergebnis bleiben und der Patientin alle nachfolgenden Diagnoseschritte empfehlen, ihr den therapeutischen Behandlungspfad aufzeigen und sie in aller Empathie durch die Versorgungskette lotsen.
Frau Rathmann, Frau Heitmann, Frau Jungton, herzlichen Dank für das Gespräch.