Wenn die Fachärztin für Mikrobiologie, Infektionsepidemiologie und Laboratoriumsmedizin, Dr. Simone Brunner, von der Vergangenheit des Labors Brunner und vom Ist-Zustand 2021 redet, dann verwendet sie fast ausschließlich das Personalpronomen „Wir“. Das „Ich“ tritt deutlich hinter dem Team zurück. Angesprochen auf die Rolle, die sie als Chefin spielt, antwortet sie spontan: „Hoffentlich keine allzu große. Denn das Labor sind wir alle.“ Besser lässt sich Gemeinschaftssinn nicht ausdrücken. „Wir haben uns so eingerichtet, dass alles läuft, auch wenn ich nicht dabei bin“, sagt Brunner. „Zumal ich ohnehin immer mehr administrative Aufgaben übernehme und immer weniger als Ärztin tätig bin.“
Weltweit erste Atellica Solution
„Wir“, das sind rund 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, darunter neben der Inhaberin drei weitere Fachärzte. 2017 hat das Labor seinen jetzigen Standort im Klinikum Konstanz bezogen. Damit einher ging die weltweit erste Atellica-Solution-Installation. Genauer gesagt waren es zwei Atellica-Solution-Konfigurationen mit Sample Handler, Klinisch-Chemischem- und Immunoassay-System. Und mehr noch: Am 22. November 2017 nahm auch die erste an Atellica® Solution angeschlossene Aptio® Automation den Routinebetrieb auf.
Damit ging das Labor einen mächtigen Schritt in Richtung hocheffiziente Probenverarbeitung einschließlich Vorbereiten, Lagern und Kühlen. Dass die Aptio Automation mit Anlagen anderer Hersteller kooperiert, bewies sie einmal mehr im Herbst 2020, als die Sysmex-Systeme für die Hämatologie und das in Deutschland von Siemens Healthineers vertriebene Hämostase-System CS-5100 integriert wurden.
Trotzdem stellt sich die Frage: Braucht eine mittelgroße Einrichtung mit 3.000 Proben am Tag unbedingt eine Automation? Anderswo geht es ohne. Warum also dieser nachdrückliche Wunsch? Simone Brunner könnte jetzt von sich erzählen: von ihrem Unternehmergeist, von Weitblick, vom Streben nach Fortschritt und von ihrer Innovationsfreude. Eine solche Antwort würde ihr jeder sofort abkaufen. Aber stattdessen kommt wieder dieses Wir.
Von den Routinearbeiten wollen wir so viel wie möglich den Maschinen überlassen, damit wir mehr Zeit für unsere echten Labortätigkeiten haben. Dazu brauchen wir die Automation. Diese Hilfe motiviert unsere Fachkräfte zu ausgezeichneten Leistungen.
Und eine Laborfachkraft beweist ihre Kompetenz bestimmt nicht beim perfekten Aufrichten und Öffnen von Probenröhrchen. Deshalb übernimmt das die Aptio Automation. „MTLAs, Biologen, Chemiker gewinnen und halten wir, indem wir ihnen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. „Das“, so ist sich Brunner sicher, „führt langfristig zu zufriedenen Mitarbeitern, weil der Arbeitgeber ihre Qualifikation angemessen würdigt.“
Abläufe automatisieren, Mitarbeiter*innen motivieren, Qualität optimieren: Wer einen Beleg dafür braucht, dass Wertschöpfung und Wertschätzung aus der gleichen Keimzelle erwachsen, findet ihn im Labor Brunner. Dort nimmt die Automation den Mitarbeiter*innen zwar einiges ab, macht aber niemanden überflüssig. Im Gegenteil: Das Labor beschäftigt heute zehn Fachkräfte mehr als vor vier Jahren.
Dass die Automation einen wesentlichen Beitrag zur durchweg positiven Entwicklung des Konstanzer Labors leistet, unterschreibt Simone Brunner. „Aber bitte immer mit dem Zusatz: Die Einführung ist kein Selbstläufer.“ Diese Erkenntnis gewinnt jedes Labor, das seine Prozesse so standardisiert und organisiert, dass eine Maschine sie ausführen kann.
„Wir haben Punkt für Punkt festgelegt, wie alles abläuft. Und dann mussten wir uns selbst disziplinieren, damit wir uns tatsächlich an das halten, was wir definiert haben.“
Wandel der Labordiagnostik
Auf die Frage nach den mittel- und langfristigen Perspektiven der Labormedizin findet Brunner zwei Antworten. Bei der ersten greift sie die zunehmende Fokussierung auf: „Wir entwickeln uns mehr und mehr in Richtung Genetik, Molekularbiologie und andere Fachbereiche. Hier wird die Arbeit weiter automatisiert, weil die Anzahl der speziellen Anforderungen stetig steigt.“ Damit einher gehe die immer ausgeprägtere logistische Kompetenz: „Wir sind es gewohnt, Prozesse zu organisieren und zu optimieren. Das wird deutlich zunehmen, auch in Hinblick auf den Informations- und Datenaustausch mit den Einsendern.“
Brunners zweite Antwort fasst ihre Erfahrungen seit Ausbruch der Pandemie zusammen und richtet den Spot auf etwas Allgemeines, was nach ihrer Einschätzung bislang kaum jemand auf dem Zettel hatte:
Corona hat die große Relevanz der Labordiagnostik ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerufen. Ich bin überzeugt, dass unsere Rolle als Berater neu bewertet wird: als Berater für die Berufskollegen aus den verschiedenen Fachdisziplinen und als Berater für politische Entscheider bei infektiologischen Themen.