Vinzenzkrankenhaus Hannover

Langjährige Partnerschaft Mit Siemens setzt das Vinzenzkrankenhaus Hannover erfolgreich seine Vision einer modernen Multisite-Radiologie um.

12.02.2016

Das Vinzenzkrankenhaus Hannover ist mit seiner Stadt gewachsen. 1862 kamen drei Vinzentinerinnen – Schwestern der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Hildesheim – nach Hannover und eröffneten dort ein kleines Krankenhaus. Zweimal, 1882 und 1971, musste das Krankenhaus in größere Gebäude umziehen – Hannover hatte in dieser Zeit seine Einwohnerzahl nahezu verzehnfacht. Heute ist das Vinzenzkrankenhaus ein leistungsfähiges Krankenhaus der Schwerpunktversorgung mit 345 Betten und mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es gehört zum Vinzenz- Verbund Hildesheim, der neben vier weiteren Krankenhäusern in Kassel, Duderstadt, Salzgitter und Braunschweig auch Medizinische Versorgungszentren, Altenpflegeheime und andere Einrichtungen betreibt.

Bei allem Wachstum ist das Bestreben geblieben, traditionelle christliche Werte wie Nächstenliebe und eine menschliche Medizin mit modernen, fortschrittlichen und effizienten Behandlungsmethoden zu verbinden. Seit 1979 ist das Vinzenzkrankenhaus akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover. Das Haus investiert kontinuierlich in eine hohe medizinische Qualität. Neben kontinuierlichen Erneuerungen in der Medizintechnik, wurden für eine Reihe von Erkrankungen zertifizierte interdisziplinäre Zentren geschaffen. Unter anderem für die Behandlung von Brust-, Darm-oder Prostatakrebs, Brustschmerzen sowie für künstliche Knie- und Hüftgelenke.

Schon seit 1973 verfügt das Vinzenzkrankenhaus auch über eine selbständige Radiologie-Abteilung, die seit 2009 komplett digital arbeitet. Wie das erreicht wurde, berichtet Chefarzt PD Dr. Thomas M. Bernhardt: „Als ich 2005 hier im Haus anfing, waren alle Abläufe noch filmbasiert. Röntgenbilder blieben in der Radiologie, bis sie befundet waren, das heißt die Ärzte, sogar die aus der Notaufnahme, mussten in die radiologische Abteilung kommen, wenn sie eine Aufnahme sehen wollten. Das konnte natürlich nicht so bleiben.“

Um die Digitalisierung in der Radiologie voranzutreiben, wurde der Beschluss gefasst, eine integrierte Lösung bestehend aus einem modernen Radiologieinformationssystem (RIS) und einem Archivierungs- und Verwaltungssystem für Bilddaten (Picture Archiving and Communication System, PACS) bei bestehendem KIS (Krankenhaus-Informations-System) einzuführen. „Wir hatten einen sehr umfangreichen Anforderungskatalog mit einigen sicherlich besonderen Punkten“, erinnert sich Dr. Bernhardt. „Das System musste zudem unsere recht vielfältigen Abrechnungsarten unterstützen. Wichtig war uns eine enge Integration in unser führendes KIS, damit auch die verschiedenen Stationsärzte auf unsere Bilder zugreifen können. Vor allem aber schwebte uns auch eine Art Multisite-System vor, mit dem wir von Hannover aus teleradiologische Leistungen für andere Häuser im Vinzenz-Verbund anbieten können.“

PD Dr. Thomas M. Bernhardt
PD Dr. Thomas M. Bernhardt, Facharzt für Diagnostische Radiologie und Kinderradiologie

Nach gründlicher Marktsondierung und einem aufwändigen Auswahlprozess mit zahlreichen Begutachtungen in anderen Häusern entschied sich das Vinzenzkrankenhaus Hannover Mitte 2008 für das PACS syngo Imaging und das RIS syngo Workflow von Siemens. „Siemens war deutlich offener bezüglich unserer Vorstellungen einer Multisite-Radiologie als andere Anbieter“, sagt Dr. Bernhardt. Auch die funktionale Ausstattung der Systeme überzeugte, insbesondere die komfortablen Portalanwendungen. So sind niedergelassene Ärzte über das ambulante Zuweiserportal direkt mit der Krankenhausradiologie verbunden. Dr. Bernhardt empfiehlt aber, sich bei der Systemauswahl nicht allein auf Funktionen und Kosten zu konzentrieren, sondern das große Ganze im Blick zu behalten: „Man muss langfristig denken. Nicht das vermeintlich günstigste Angebot ist das Beste, sondern das mit dem besten Gesamtkonzept.“

Genauso besonnen wurde auch die Systemeinführung in Angriff genommen. Zunächst war es wichtig, die Mitarbeiter mit ins Boot zu holen. Nicht wenige Ärzte und MTRAs standen den anstehenden Veränderungen skeptisch gegenüber. Ein Schwerpunkt der Vorbereitung war die Umsetzung des Anforderungskataloges in ein konkretes, sehr detailliertes Pflichtenheft. „Rückblickend war das die anstrengendste und zugleich wichtigste Phase, weil wir damit unsere Anforderungen mit den zukünftig geänderten Arbeitsabläufen in Einklang gebracht haben und stellenweise auch konkretisiert haben“, sagt Dr. Bernhardt. Im Mai 2009 wurden die neuen filmlosen Lösungen implementiert und zunächst einige Monate parallel zu den alten betrieben, damit sich die Mitarbeiter an die neue Arbeitsweise gewöhnen und eventuelle Kinderkrankheiten beseitigt werden konnten, bevor die Hannoveraner dann endgültig auf ein rein digitales Bild- und Befunddatenmanagement umstellten.
„Wir haben bei der Vorbereitung und der Systemeinführung viel gelernt, was bei vergleichbaren Projekten hilfreich sein kann“, berichtet Dr. Bernhardt: „Anwender müssen ein klares Konzept für Alt-Daten und deren Migration haben, was der Anbieter umzusetzen hat. Schnittstellenproblematiken sind frühzeitig zu bedenken und die Projektplanung einzubeziehen, wozu auch projektspezifische Lösungen (PSL) erforderlich sind. „Es gibt kein Projekt von der Stange. Der Anbieter und sein System müssen hier flexibel sein, damit Abläufe optimal gestaltet werden.“ Der Pflege dieser PSL im Verlauf von zukünftigen Innovationen kommt große Bedeutung zu, was bei der Ausschreibung zu beachten ist. Auch eine lange Testphase und ein mehrmonatiger Parallelbetrieb sind Gold wert, weil so das System gefahrlos verifiziert werden kann. Vor allem aber müssen die Projektleiter ihr Handwerk verstehen. Der Projektleiter von Siemens besaß eine hohe Fachkompetenz und war sehr lösungsorientiert, das passte.“

Entscheidender Vorteil der neuen volldigitalen Lösung: Sofort nach der Aufnahme sind die radiologischen Bilder im System verfügbar. So können die zuweisenden Ärzte auch schon vor der Befundung durch einen Radiologen selbst einen Blick auf die Bilder werfen. Die Befundung konnte ebenfalls noch einmal beschleunigt werden, auch wenn Chefarzt Dr. Bernhardt bereits vor Installation großen Wert darauf gelegt hatte, dass alle Studien noch am selben Tag befundet werden. Heute erfolgt die Befundung ebenfalls komplett digital mittels Spracherkennung, beschleunigt und optimiert. Die Abteilung verfügt über ca. 10 Befundungsarbeitsplätze für unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel für Notaufnahme, Intensivstation, Mammographie, Unfallchirurgie oder OP-Planung. Evtl. notwendige redaktionelle Änderungen können über das Sekretariat komfortabel bearbeitet und im Anschluss durch den Radiologen final freigegeben werden.
„Die Digitalisierung ist die Voraussetzung für effiziente Abläufe“, sagt Dr. Bernhardt. „Wenn ein archiviertes Bild benötigt wird, ist das in Sekundenschnelle auf dem Bildschirm – es gibt keine langwierigen Suchaktionen mehr. Auch die disziplinübergreifende Kooperation wird dadurch sehr erleichtert. Die Benutzeroberfläche ist intuitiv, gut durchdacht und effizient bedienbar – für die Radiologen ebenso wie für die MTRAs.“ Nicht zuletzt weiß Dr. Bernhardt auch den Fernzugriff auf das System sehr zu schätzen: „Ich kann mein „Imperium“ auch von zu Hause steuern“, und kann mir im Notfall selbst einen tiefen Einblick in den Fall verschaffen.“

Rund 30.000 Untersuchungen führt die radiologische Abteilung jährlich durch. Dabei fallen pro Jahr mehr als ein Terrabyte Daten an, die zuverlässig gespeichert und zur Verfügung gestellt werden müssen. „Das Gesamtsystem hat eine Verfügbarkeit von weit über 99,9 Prozent, es gibt praktisch keine Ausfallzeiten“, lobt Dr. Bernhardt. „Das ist der Verdienst der Technologie, aber auch der hohen Servicequalität. Im Siemens-Support arbeiten sehr engagierte Mitarbeiter, die jetzt auch unsere Installation sehr gut kennen und für einen reibungslosen Betrieb sorgen.“
Von dieser Zuverlässigkeit und der performanten Anbindung profitieren auch die teleradiologischen Dienstleistungen, die das Vinzenzkrankenhaus für den Standort Salzgitter erbringt. Das St. Elisabeth-Krankenhaus Salzgitter verfügt über CT- und Röntgengeräte, deren Aufnahmen im PACS syngo Imaging in Hannover archiviert und auch dort befundet werden. Bilder und Befunde sind direkt im KIS der Kollegen in Salzgitter verfügbar.
In Salzgitter war fünf Jahre lang syngo Imaging XS (PACS) im Einsatz. 2014 wurde dieses System dann auf die neue PACS-Lösung syngo.plaza migriert. „syngo.plaza ist eine zukunftsorientierte Lösung, die wir jetzt in Salzgitter testen“, erläutert Dr. Bernhardt. „In Hannover bleiben wir vorerst bei syngo Imaging, das stabil läuft und sich bestens bewährt hat.“ Aber auch hier wurde umfassend modernisiert: Die Archiv-Hardware erhielt ein Upgrade, die Server-Hardware wurde virtualisiert, und es wurde die 3D-Bildbefundungslösung syngo.via eingeführt. Von der ist Dr. Bernhardt besonders beeindruckt: „Bei den riesigen Datenmengen moderner Schnittbildverfahren kommt es auf Performance und auch auf eine gute Aufbereitung an. Mit syngo.via macht das Arbeiten richtig Spaß.“

„Nach dem Upgrade haben wir jetzt eine flexible und zukunftssichere Lösungsarchitektur“, freut sich Dr. Bernhardt. „Auch dieses Projekt war ziemlich komplex, aber es wurde geradezu geräuschlos umgesetzt.“ Ausfallzeiten beschränkten sich auf ein Minimum, die Migration der Altdaten lief unbemerkt im Hintergrund. „Siemens und auch wir haben beide aus unserem früheren Projekt gelernt. Eine klare Struktur, genaue Vorgaben und eine stringente Projektleitung waren entscheidend für den Projekterfolg“, resümiert Chefarzt Dr. Bernhardt. „Es war richtig, den Vertrag mit Siemens zu verlängern. Unsere Geschäftsbeziehung funktioniert wie eine gute Ehe – anfängliche Probleme wurden kooperativ und partnerschaftlich gelöst.“