Wie kam es zur Partnerschaft zwischen dem KSB und Siemens Healthineers?
Wir haben mit dem KSB auf Geschäftsebene schon eine lange Beziehung, insbesondere in der Radiologie. In diesem Bereich liefern wir seit vielen Jahren bildgebende Systeme. So haben das KSB und Siemens Healthineers als gut vernetzte Organisationen über die Jahre viel Vertrauen aufgebaut. Jetzt wollen wir Technologien weiterentwickeln, die dem Partnerspital und damit dem Patienten zusätzlichen Mehrwert bringen.

Wieso gerade Baden?
Der Partnerschaftsgedanke ist in der Schweiz noch recht neu. Angefangen haben wir vor etwa drei Jahren mit einer Klinik in Lugano, heute zählen wir bereits fünf Kooperationen. Am KSB haben wir gemerkt: Da ist ein Wille, da ist Schlagkraft und Innovationsgeist, und zwar im ganzen Unternehmen.
Wie würden Sie di Zusammenarbeit zwischen Siemens Healthineers und dem KSB beschreiben?
Partnerschaftlich, zukunftsorientiert, innovativ.
Innovativ ist so ein Modewort...
…ok: Wir wollen gemeinsam Neues ausprobieren, in die Zukunft schauen. Wie machen wir das Leben der Patienten einfacher, wie steigern wir die Diagnosegenauigkeit und wie können wir zum Beispiel gleichzeitig die Strahlendosis unserer Geräte reduzieren? Moderne Algorithmen stellen Untersuchungsergebnisse automatisch zur Verfügung, was die Begutachtung von Bildern vereinfacht und die diagnostische Genauigkeit erhöht. Das sind ganz konkrete innovative Ansätze.
"Wir wollen gemeinsam Neues ausprobieren, in die Zukunft schauen.[...] Die Verbindung von Forschung mit der praktischen Anwendung in der Patientenversorgung ist dabei essenziell."
In acht Jahren soll das KSB weltweit zum "Referenzspital" werden. Was verstehen Sie darunter?
Uns ist es wichtig, dass wir gemeinsam Lösungen entwickeln und vorantreiben, die wegweisend sind – in der Schweiz, aber auch weltweit. Die Verbindung von Forschung mit der praktischen Anwendung in der Patientenversorgung ist dabei essenziell.
Geben Sie uns ein Beispiel?
Wir planen gemeinsam unseren ersten Innovationshub in der Schweiz. So schaffen wir die Möglichkeit, uns weltweit mit Innovationshubs zu vernetzen, um Technologien und Ideen auszutauschen. Das ist ein effizienter und kostengünstiger Ansatz, um neue Lösungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen.
Wie erklären Sie das einem Laien?
Wir denken über Lösungen nach, wie Patienten zu Hause behandelt werden können. Und über neue, robotergestützte Therapiesysteme. Ein Patient geht heute mit gewissen Erwartungen ins Spital. Er möchte viele Informationen, will wissen, welche Entscheidungen er mit welchen Konsequenzen treffen muss, will Risiken und Nebenwirkungen kennen. Dem müssen und werden wir Rechnung tragen.
Was wird in acht Jahren die grösste Veränderung auf dieser Ebene im Vergleich zu heute sein?
Ein CT-Scanner etwa macht unzählige Bilder, die ein Radiologe analysiert. Zudem verfügen wir über Daten der gesamten Gesundheitsgeschichte eines Patienten und aktuelle Informationen über Wearables, welche berücksichtigt werden wollen. Ein riesiger Aufwand, der sich bis zu einem gewissen Grad automatisieren lässt und dem Arzt mehr Zeit lässt für die korrekte Diagnose und Therapien.
Verstehen Sie, dass viele Menschen skeptisch sind, wenn sie "Künstliche Intelligenz" oder "Telemedizin" hören?
Was wir nicht kennen, verunsichert erst einmal. Aber wenn sie die Bilder eines CT-Scans von heute mit jenen von vor 20 Jahren vergleichen, bleibt nur das Staunen vor der Entwicklung. Wenn wir es schaffen, den Nutzen dieser abstrakten Daten zu verdeutlichen, schaffen wir Vertrauen.
In manchen Ländern ist das Gesundheitswesen digital viel weiter als in der Schweiz. Was denken Sie, wie lange geht es noch, bis die Akzeptanz hierzulande grösser ist?
Das Gesundheitswesen ist kantonal geregelt. Das bietet Vorteile, aber auch Herausforderungen, beispielsweise beim Thema Schnittstellen. Die Spitäler müssen sich spezialisieren, wenn wir uns unser Gesundheitssystem weiter auf diesem Niveau halten wollen, und wir müssen die Vernetzung und Aufgabenteilung vorantreiben. Hier ist auch die Politik gefragt.
Marcel Baumgartner (58)
Dieses Interview erschien zuerst im Magazin des Kantonsspitals Baden und wurde hier mit freundlicher Genehmigung reproduziert.